166 Millionen Euro an Kryptowährungen verloren

15.02.2019

Von Kryptowährungen wird oftmals gesagt, dass ihre Technologie noch nicht weitgenug entwickelt ist, um staatliche Währungen ersetzen zu können. Als Grund dafür wird meistens die Sicherheit genannt. Jetzt ist bekannt geworden, dass eine kanadische Kryptobörse das beste Beispiel für die Unsicherheit der digitalen Währungen ist.

166 Millionen Euro an Kryptowährungen verloren

Ableben sorgt für Schaden in Millionenhöhe

Die 115.000 Kunden der größten kanadischen Kryptowährungsbörse „QuadrigaCX“ stehen derzeit vor einem großen Problem. Sie kommen nicht an ihr Kryptogeld ran. Das Unternehmen schuldet seinen Kunden Kryptowährungen im Wert von 250 Millionen kanadischen Dollar, umgerechnet sind das 166 Millionen Euro. Grund für diese Panne ist das Ableben des Firmengründers, der mutmaßlich als einziger die Passwörter zum Kundenvermögen besaß. Gerald „Gerry“ Cotten, Gründer von QuadrigaCX, war am 09. Dezember letzten Jahres im Fortis Escorts Hospital in Jaipur/Indien verstorben. Er war gerade dabei dort ein Waisenhaus für Kinder in Not zu bauen. Der 30-Jährige litt an Morbus Crohn und es kam wohl zu unerwarteten Komplikationen. Die indischen Behörden bestätigten, dass es Anfang Dezember wohl einen Verstorbenen aus Kanada gab. Genauere Angaben zu dem Toten konnten aber nicht gemacht werden.

Was ist Kryptogeld?

Unter „Kryptogeld“ werden allgemein Kryptowährungen verstanden. Diese sind digitale Währungen, die kryptografisch abgesichert sind und ein dezentrales Zahlungssystem besitzen. Im Gegensatz zu gängigen staatlichen Währungen, wie Dollar oder Euro, existieren Kryptowährungen nur in digitaler Form. Die technische Umsetzung dieser Währung basiert auf einer sogenannten „Blockchain“. Sinn der Kryptowährungen ist die Unabhängigkeit von staatlichen Währungen und sie sollen den Nutzern einen bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglichen. An Kryptowährungen sind weder Banken, Behörden oder andere zentrale Stellen beteiligt. Ein großer Unterschied zu staatlichen Währungen ist zudem, dass es bei Kryptowährungen sehr schnell zu Kursschwankungen kommen kann. Der Wert von diesen digitalen Währungen hängt hauptsächlich von Angebot und Nachfrage ab. Die bekannteste Kryptowährung ist Bitcoin. Durch den großen Erfolg von Bitcoin, entstanden weitere Kryptowährungen wie Ripple, Litecoin oder Ethereum, welche ebenfalls an dieser Kryptobörse gehandelt wurden.

Kryptogeld für immer verloren?

Es ist gut möglich, dass das virtuelle Geld der Kunden tatsächlich für immer verloren ist. Aus Angst vor Hackern hatte Firmengründer Cotten das Kryptogeld offline, in verschiedenen sogenannten „Cold Wallets“, gesichert. Vermeintlich kannte nur er die Private Keys zu den Daten. Diese sind auf einem verschlüsselten Rechner gesichert. Selbst IT-Fachleuten ist es noch nicht gelungen Zugang zu dem Rechner zu hacken. Sollte es niemandem gelingen sich Zugang zu den Cold Wallets zu verschaffen, bleibt das Geld der Kunden für immer verloren. Unregelmäßigkeiten bei der Kryptowährung waren den Kunden aber nicht unbekannt. Im Januar 2018 musste die „Canadian Imperial Bank of Commerce“ bereits 26 Millionen Dollar Kapital von QuadrigaCX einfrieren, da es zu Unregelmäßigkeiten mit der Verarbeitung der Zahlungen kam. Die Differenzen konnten in diesem Falle aber relativ schnell geklärt werden. Bei dem jetzigen Problem ist derzeit noch keine Lösung in Sicht. Einige Kunden bereiten sich bereits auf das Schlimmste vor.

Spekulationen

Die Kunden wurden Mitte Januar über den Tod Cottens informiert. Schon bald danach kursierten die ersten Spekulationen darüber, dass der Tod nur vorgetäuscht war, weil Cotten seine Kunden nicht auszahlen konnte. Die Witwe des Firmengründers legte vor dem Obersten Gerichtshof von Nova Scotia die offizielle Todesurkunde vor, um diese Gerüchte zu untergraben. Außerdem bestätigte das indische Krankenhaus ebenfalls den Tod von Cotten. Es gibt zudem auch weitere Spekulationen, dass die Cold Wallets überhaupt nicht existieren. Gerüchten zufolge sollen die Betreiber von QuadrigaCX die Auszahlungen ihrer Kunden immer vom Zufluss neuer Liquidität finanziert haben. So soll es schon öfter vorgekommen sein, dass Kunden keine Abbuchungen durchführen konnten, weil die Einzahlungen bei dem Kryptounternehmen ausblieben.

Der aktuellste Stand

Wie nun bekannt wurde, hat die in Vancouver ansässige Kryptobörse noch mehr an Kundengeldern verloren. Am 6. Februar 2019 wurden weitere 103 Bitcoins im Wert von knapp einer halben Million Dollar auf die Offline-Konten übertragen. Dies soll versehentlich durch eine vermeintlich voreingestellte und automatische Überweisung geschehen sein. Ein Internet-Analyst behauptete vor Kurzem in einem Reddit-Beitrag, dass er fünf angeblich zu QuadrigaCX gehörende Adressen entdeckt hätte. Hierbei solle es sich um einen Bruchteil der verlorenen Cold Wallets handeln. Inzwischen hat QuadrigaCX einen Insolvenzantrag in Kanada gestellt. Nun können sich Kunden und Gläubiger bei Fragen an den Insolvenzverwalter wenden. Dieser setzt jetzt alles daran, die Verschlüsselungen aufzuheben.

Bildquellen:

Michaela Zimmermann / MZ-Datenservice